Zieht bald ein Straßenhund aus dem Ausland ein, stellt sich für viele zukünftige Hundebesitzer die Frage: Wie kann man einen Straßenhund stubenrein bekommen?
Vielleicht lebt bei dir auch schon ein Welpe oder erwachsener Hund, der einmal Straßenhund war, und es geht noch hin und wieder etwas ins Haus. Hier finden Hundehalter Tipps, wie man Junghunde und erwachsene Straßenhunde stubenrein bekommen kann. Keine Sorge: Mit dem richtigen Training gelingt das in der Regel problemlos und schnell.
Allgemeine Tipps, wenn ein Hund aus dem Ausland einzieht
Schön, dass du dich dafür entschieden hast, einem ehemaligen Straßenhund ein tolles, neues Leben zu ermöglichen! Hunde aus dem Ausland können tolle, unkomplizierte Begleiter sein – oder sie können ein kleines oder größeres Päckchen an „Altlasten“ mitbringen.
Vielleicht war dein ehemaliger Straßenhund vorher schon bei einer Pflegestelle? Dann hast du den Vorteil, dass einige Vorarbeiten dort idealerweise schon geleistet wurden. Wenn der Hund jedoch direkt aus dem Ausland zu dir kommt, aber auch generell bei Einzug eines neuen Hundes, solltest du einige Punkte beachten.
Ein neuer Hund kommt an: Tipps für die ersten Tage
- Safety first: Bis du den Hund genau kennst und er sich sicher fühlt, sollte er bei Spaziergängen mit einem Sicherheitsgeschirr gesichert werden. Achte auch im Haus und Garten darauf, dass er keine Möglichkeit hat, zu entlaufen.
- Schaffe eine sichere und ruhige Umgebung: Plane in den ersten Tagen nicht viel ein, sondern lass den Hund erst einmal ankommen. Er wird unter Umständen anfangs erschöpft sein, viel schlafen und viel träumen. Sorge für einen eigenen, ruhigen Platz, wo der Hund sich zurückziehen kann, falls er sich überfordert fühlt. Vielleicht hat der Hund bisher nur selten menschliche Nähe erfahren und fühlt sich bei geballter Aufmerksamkeit jetzt überfordert – keine Sorge, das legt sich bald!
- Gesundheitscheck: Bringe deinen neuen Begleiter zu einem Tierarzt für einen gründlichen Gesundheitscheck. Straßenhunde können spezifische gesundheitliche Probleme haben, die behandelt werden müssen.
- Langsame Eingewöhnung: Gib deinem Hund Zeit, sich an sein neues Umfeld zu gewöhnen. Erzwinge keine Interaktionen und lass ihn in seinem eigenen Tempo die neue Welt erkunden. Freunde und die entferntere Familie können das neue Familienmitglied später kennenlernen. Besuche müssen nicht in der ersten Woche sein.
- Training und Sozialisation: Straßenhunde haben oft nicht die Chance gehabt, soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Sei geduldig beim Training und der Sozialisation. Positive Verstärkung und behutsames Heranführen an neue Situationen sind hier besonders wichtig.
- Beobachte die Körpersprache: Lerne, die Körpersprache deines Hundes zu verstehen. Straßenhunde können in bestimmten Situationen ängstlich oder defensiv reagieren.
- Feste Routinen: Erstelle eine feste Routine für Fütterung, Spaziergänge und Ruhezeiten. Das gibt deinem Hund Sicherheit und hilft ihm, sich schneller einzuleben.
- Geduld und Liebe: Es kann eine Weile dauern, bis sich ein ehemaliger Straßenhund an das Leben in einem Haus gewöhnt. Zeige Geduld und Liebe, und denke daran, dass du eine unglaublich wichtige Rolle in der Transformation dieses Hundes spielst.
Ist dein neuer Hund ein Welpe (bzw. ein Junghund, denn ganz junge Hunde dürfen noch nicht über die Grenze ausreisen)? Dann fehlen dem Straßenhund womöglich auch noch wichtige Basics, die man sonst bereits im jungen Welpenalter schon legt. Lies dir dazu gerne unsere Artikel über die Sozialisation von Welpen durch und wie man die Beißhemmung trainiert.
Viele Straßenhunde werden schnell stubenrein
Ich kann dich aus meiner Erfahrung heraus beruhigen: Ehemalige Straßenhunde sind oft gewohnt, ihr Geschäft draußen im Freien zu erledigen. Sobald sie die Wohnung als sicheren Rückzugsort kennengelernt und sich etwas eingewöhnt haben, gehen viele Hunde ganz selbstverständlich nur noch draußen ihr Geschäft machen.
Oft höre ich von Besitzern ehemaliger Straßenhunde, dass die Hunde fast sofort und ohne Training stubenrein waren. Wichtig: Das klappt aber auch nur so schnell, wenn du gemäß meiner untenstehenden Trainingsanleitung vorgehst, damit der Hund schnell versteht, was von ihm erwartet wird.
Vielleicht war dein Auslandshund aber auch gar kein echter Straßenhund. Oft werden die Hunde zwar auf der Straße aufgegriffen, lebten vorher aber im Zwinger oder an der Kette und wurden letztendlich dann ausgesetzt oder sind ausgerissen. Einige Hunde kamen auch als Welpe bereits in Tierheime oder Shelter im Ausland, wo sie keine Möglichkeit hatten, den „Wohnbereich“ und „Pipi-Kacka-Bereich“ klar voneinander zu trennen, was Hunde sonst von Natur aus tun und schon durch ihre Mutter lernen.
In solchen Fällen musste dein Hund sich vielleicht über längere Zeit immer dort lösen, wo sein Liegeplatz war, und kennt es nicht anders. Dadurch kann die Stubenreinheit länger dauern. Wie du auch bei hartnäckigen Problemfällen einen Straßenhund stubenrein bekommen kannst, kannst du im letzten Abschnitt nachlesen.
Trainingsanleitung: Straßenhund stubenrein bekommen
Um einen Straßenhund stubenrein zu bekommen, gehst du genauso vor, wie du es auch bei einem Welpen tun würdest. Der Vorteil beim erwachsenen Hund: Er kann bereits einhalten und muss weniger oft nach draußen als ein Welpe.
Allerdings ist eine neue Umgebung immer aufregend, und so mancher Hund muss dann öfter oder hat vor Nervosität oder durch das ungewohnte Futter Durchfall. Umgekehrt kann auch sein, dass der Hund sich gar nicht traut, sich zu lösen und dann erst, wenn Ruhe einkehrt und keiner ihn beachtet, Kot und Urin absetzt – was dann oft in einer ruhigen Ecke im Haus der Fall ist.
Dann bitte nicht schimpfen! Das ist ganz normal und gibt sich, sobald der Hund Vertrauen geschöpft hat.
Anleitung zum Stubenreinheits-Training
Hier ist ein schrittweiser Leitfaden, um dir beim Stubenreinheits-Training bei einem Straßenhund aus dem Ausland zu helfen:
- Verstehe deinen Hund: Achte auf Anzeichen, dass dein Hund muss – Schnüffeln, Kreisen, Unruhe. Reagiere schnell und führe ihn nach draußen. Habe Verständnis und Geduld, wenn ein Junghund aus dem Ausland in Sachen Stubenreinheit noch nicht so weit ist, wie ein Hund vom Züchter im gleichen Alter.
- Erstelle einen Zeitplan: Hunde lieben Routinen. Füttere deinen Hund zu festen Zeiten und führe ihn anschließend nach draußen. Häufige Zeiten für Toilettengänge sind nach dem Aufwachen, nach dem Spielen, nach dem Fressen und vor dem Schlafengehen.
- Bestimmter Toilettengang-Ort: Wähle einen festen Ort im Freien, wo dein Hund sein Geschäft erledigen kann. Führe ihn jedes Mal dorthin. Der vertraute Geruch wird ihm helfen zu verstehen, was er dort tun soll.
- Lob und Belohnung: Wenn dein Hund draußen erfolgreich sein Geschäft erledigt hat, lob ihn sofort und gib ihm eventuell eine kleine Belohnung. Das positive Feedback ist entscheidend. Zu aufgeregtes Lob kann Hunde aber auch verunsichern und wenn du während dem Pinkeln schon lobst, bricht der Hund das Pipimachen vielleicht ab. Also ruhig und freundlich loben, NACHDEM der Hund fertig ist mit seinem Geschäft.
- Vermeide Bestrafung: Wenn dein Hund mal einen Unfall im Haus hat, vermeide es, ihn zu bestrafen oder zu schimpfen. Das könnte Angst auslösen, das Training erschweren und ist unfair einem Tier gegenüber, das es einfach noch nicht anders gelernt hat. Einige Hunde suchen sich dann versteckte Ecken, um aus Angst vor Strafe dort heimlich ihr Geschäft zu machen – das ist natürlich kontraproduktiv.
- Sei geduldig und konsequent: Stubenreinheits-Training erfordert Zeit und Geduld. Bleibe konsequent bei deinem Zeitplan und deinen Methoden. Behalte den Hund im Blick. Das kostet bei hartnäckigen Fällen Zeit und Nerven, aber gehört dazu.
- Sauberkeit: Halte den Wohnbereich deines Hundes sauber. Wenn ein Unfall passiert, reinige den Bereich gründlich, um Gerüche zu entfernen, die den Hund wieder dorthin locken könnten.
Es ist ein Prozess, der sowohl für dich als auch für deinen Hund eine Lernkurve darstellt. Mit Liebe, Geduld und Konsequenz wird dein Hund die Stubenreinheit meistern und du kannst deinen Straßenhund stubenrein bekommen.
Zusätzliche Tipps für die Stubenreinheit bei Auslandshunden
Straßenhund lebten oft nicht so eng mit Menschen zusammen. Zu viel Unruhe und zu viel Aufmerksamkeit kann sie verunsichern. Auch wenn die Gassigänge neu und noch aufregend sind, kann der Hund durch die überwältigenden Eindrücke das Pinkeln schlicht und einfach vergessen.
Einige Hunde, vor allem junge Hunde oder ängstliche Hunde, trauen sich anfangs auch noch nicht, ihre Duftmarke zu setzen.
Mein Tipp: Gehe mit dem Hund mit der Leine in den Garten (oder an einen ruhigen Ort mit Grasfläche, falls du keinen Garten hast). Dort bleibst du länger stehen, lässt den Hund in Ruhe schnuppern und bleibst dort, bis der Hund komplett entspannt wirkt und, mit etwas Glück, auch Pipi macht.
Wähle für die allerersten Gassigänge anfangs immer die gleiche Strecke, auf der du möglichst wenig Menschen und Hunde triffst. Das bringt Ruhe, Vertrauen und Gelassenheit in die neue Welt des Hundes. Gute Voraussetzungen, um dort auch brav sein Geschäft zu erledigen.
So lässt sich oft auch ein Straßenhund stubenrein bekommen, der vorher noch nie in einer Wohnung gelebt hat.
Was tun, wenn der Hund nicht stubenrein wird?
Wird der Hund partout nicht stubenrein und bist du nicht sicher, ob das normal ist, kann ein Check beim Tierarzt ratsam sein. Durchfall durch die Umstellung oder durch bestimmte Parasiten (Giardien) erschweren die Stubenreinheit, weil der Hund öfter oder sehr plötzlich Kot absetzen muss.
Ältere Hunde können unter gesundheitlichen Problemen wie Inkontinenz leiden, die ihre Blasenkontrolle beeinträchtigen. Auch eine Blasenentzündung kann dafür verantwortlich sein, wenn Hunde öfter pinkeln müssen.
Ein Sonderfall sind Angsthunde, die sich kaum nach draußen trauen und sich nur in der Wohnung lösen, weil es ihnen dort sicherer erscheint. Hier können vorübergehend Pipimatten helfen, sodass der Hund sich darauf im geschützten Umfeld lösen kann, bis er nach und nach auch draußen entspannter wird.
Generell gilt bei ehemaligen Straßenhunden immer: Geduld, Geduld, Geduld. Halte dich ganz genau an die Trainingsanleitung oben und bleib konsequent, aber immer liebevoll und ohne Ungeduld bei der Sache.
Im Zweifelsfall solltest du einen Trainer vor Ort hinzuziehen, der sich den Hund direkt bei dir zu Haus anschaut und dir individuelle Tipps für das Training mit deinem Hund geben kann.
Ich wünsche dir alles Gute und trotz aller Rückschläge – die zum Hundetraining immer dazugehören – viel Spaß und Freude mit deinem Familienmitglied!
Tipp zum Weiterlesen: Braucht dein neuer Begleiter noch einen Namen? Hier findest du 100 Hundenamen inklusive ihrer Bedeutung.